Zwischenruf

Mit dem Erbrechen aus dem letzten Block haben wir noch einige Tage zu kämpfen. Irgendwann hab ich die Nase gestrichen voll. Ich kann die stinkenden Sachen nicht mehr riechen, habe das ständige Sachen wechseln bei Fabienne und mir satt, will einfach in Ruhe gelassen werden, will mal wieder ich sein und nicht nur die gemolkene Kuh, mein Stillfrust wächst und auch der Glaubenszwiespalt frißt mich auf.

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Sonntag, 12. Dezember 2004

Die Übelkeit schlägt nun voll zu: Seit gestern kommt alles an feste Nahrung wieder raus, sobald Fabienne es nur gegessen hat. Keine Chance, dass sie zumindest einen Bruchteil verdaut. Gott sei Dank bleibt die Muttermilch drin. Ich bin so froh, dass wir sie noch haben.

Ich vermisse einen Vorzug des Einzelzimmers: Das einfach mit Fabienne ins Bett legen, um zu schlafen. Nachts alle drei Stunden wickeln und stillen schlaucht ziemlich, ich sehne mich nach einem Schläfchen zwischendurch. Aber ich schaffe es nicht, die Liege tagsüber auszuklappen und mich hinzulegen. Bis die Putzfrau da war, kann ich es eh nicht und auch so ist das Zimmer klein und eng genug. Ich freue mich schon darauf, morgen ganz gemütlich in meinem Bett zu Hause zu schlafen. Heute läuft nur noch die Spülung und Montag dürfen wir dann am Nachmittag nach Hause.


Mittwoch, 8. Dezember 2004

Neuer Block, neues Glück? Nein, diesmal bekommen wir ein Zweibettzimmer. Eigentlich wär das nicht sonderlich tragisch, wenn nicht unsere Zimmergenossen beide erkältet wären. Mutter und Kind husten wie die Schloßhunde, wie man bei uns so schön dazu sagt. Ich habe ein ungutes Bauchgefühl. Das kann nicht gut gehen!

Nach viel Drängeln meinerseits wird solange an der Zimmerbelegung gebastelt, bis die beiden ein Einzelzimmer bekommen. Ist vielleicht auch besser für die Mutter, die wohl zum ersten Mal da ist und alles abblockt, keinen an sich ranläßt. Sie tut mir leid, aber mit pampigen Antworten macht sie sich bei keinem Freunde. Es bedarf erst einen scharfen Zurechtweisung durch die Schwester, bis sie einen Mundschutz benutzt. ...

Dann bekommen wir ein Mädchen ins Zimmer, das wir schon kennen. Sie hat auch ein Neuroblastom, wird aber aufgrund ihres Alters anders behandelt als Fabienne. Ich mag sie gern, kann gut mit ihrer Mutter plaudern. So läßt sich der Aufenthalt aushalten.


Freitag, 10. Dezember 2004

Mittwoch gab es eine halbe Tablette Dexamethason zu Therapiebeginn, ein Mittel gegen Erbrechen. Leider enthält es auch Cortison, dass den Appetit unheimlich anregt. Bei Fabienne führte es dazu, dass sie am Donnerstagnachmittag anfing, unheimliche Mengen in sich reinzufuttern: zwei Dönerfüllungen Fleisch und anderthalb große Eierkuchen. Mir war das unheimlich und ich gab ihr danach nix mehr. Heute morgen erbrach sie nur eine Handvoll vom Eierkuchen, den Rest behielt der Magen erstaunlicherweise bei sich.

Am Ende stellt sich heraus, dass ihr die Tablette gar nicht zugestanden hat und die Gabe auf einen falschen Eintrag in der Akte zurückzuführen ist. Ich bin froh, das die bei uns nicht zum Standard wird.

Zwischenruf

Zwei schöne Adventssonntage im Kreise der Familie liegen hinter uns. Eigentlich sollte der neue Block bereits am 5. Dezember beginnen, aber überraschende Ergebnisse beim Urintest sorgten für eine Verschiebung. Man wollte erst ein Sono machen, anschließend sollten wir noch mal zum Hörtest. Ergebnis Sono (Ultraschall): Der Tumor an der rechten Nebenniere ist um etwa die Hälfte geschrumpft. Ich kann unseren Erfolg kaum fassen, frage noch mal ungläubig nach und bin bei erneuter Bestätigung kurz davor, dem schallenden Arzt um den Hals zu fallen. Der emotionale Taumel überrascht und erschreckt mich zugleich. Ergebnis Hörtest: Alles ok! Kein Wasser mehr hinterm Trommelfell und gute Ohren. Ein zweiter Stein fällt mir vom Herzen. Ich kann kaum noch denken, muß sofort Ingo anrufen und berichten, sonst platze ich.