Samstag, 29.1.2005

Letzter Tag vom Block, Zeit zum Sachen packen. Wir gehen nach Hause. Es wird Zeit, denn seit zwei Tagen ißt Fabienne rein gar nichts, stillt nur regelmäßig und ist megaanstengend, weil mies drauf. Doch wer will es ihr verübeln? Ich lasse sie schlafen und gebe ihr Nähe, wenn sie sie sucht. Ich kann das bettelnde Gesicht nicht mehr ertragen, dass zu dem Mädel gehört, welches mit dem Finger erst auf den Tropfständer zeigt und dann mit einem bittenden "da" nach draußen. Es bricht mir das Herz, Fabienne sehnt sich nach Spaziergang, nach zu Hause ...

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Donnerstag, 27.1.2005

Fabienne baut nun radikal ab. Sie mag außer Schokolade und Muttermilch nichts mehr essen. Sie klammert und lässt mich kaum aus den Augen. Ist weinerlich und weiß nicht, was sie will. Letzte Nacht hat sie in ihrem Bett geschlafen, dass direkt neben meinem stand. Das war für uns beide erholsamer als in einem Bett, dennoch vergewisserte sie sich immer wieder, dass ich da bin.

Heute geht mit Bett gar nichts. Nur schlafen im Buggy. Vormittags wie gewohnt mit Pudel, dicker Jacke und Schal vor dem offenen Fenster, mittags einfach so. Auch zum Abend geht erstmal nur der Buggy. Ich nehme an, heute wird sie wieder in meinem Bett schlafen.

Irgendwie bin ich froh, dass es Samstag vorbei ist. Und dennoch mache ich Pläne, den nächsten (und letzten) Block ein wenig vorzuziehen. Es wäre schön, wenn Fabienne das Zelltief des kommenden Blockes vor Omas 70. Geburtstag hinter sich hat. Dann sind wir durch die Intensivtherapie durch, das schönste Geschenk für Oma zu den guten Nachrichten des Knochenmarkbefundes. Und wir könnten zur Geburtstagsfeier gehen ...

Montag, 24.1.2005

Fabienne kommt nicht zur Ruhe: Kaum aus dem OP, schon kommt der nächste Block. Beginn ist heute. Wir nutzen die Gunst der Stunde, dass die Zytostatika noch nicht da sind, um den frisch gefallenen Schnee bei einem Spaziergang zu genießen.

Punkt zwölf ist es dann soweit und Fabienne wehrt sich erwartungsgemäß gegen das Anstöpseln. Immer wieder fuscht sie der Ärztin mit abwehrenden Händen in die Arbeit. Doch es führt kein Weg vorbei. Zwar akzeptiert Fabienne bald Tropfständer und das gewohnte Sicherungsgeschirr, aber diesmal zeigt sie auch immer und immer wieder auf den Ständer und schimpft.

Fabienne hat ein neues Wort gelernt, wie mir scheint. Es ist die Silbe "aua", die sie immer mal wieder zu Ausdruck bringt, wenn man Pflaster abmacht. Und weil das mit dem Laufen immer noch nicht klappen will, verlagert sie ihren nächsten Entwicklungsschritt in eine andere Ebene: Sie geht aufs Töpfchen, sie fordert es mit Gesten und Fingerzeig sogar vehement ein. Die Schwestern schütteln verwundert den Kopf, ich füge mich den Wünschen des Kindes und sie ist glücklich damit.