Sonntag, 20.2.2005

Frühstück geht gar nicht, zum Mittag zwinge ich Fabienne ein wenig Kartoffelbrei gemischt mit Möhrensuppe auf. Sie will essen und will doch nicht. Sie nimmt und schluckt, macht aber freiwillig den Mund nicht auf. Lange geht es gut, doch der letzte Löffel war zu viel. Sie erbricht die zwischendurch getrunkene halbe Tasse Wasser und ganz wenig Mittag. Ich bin beruhigt, dass sie was im Magen hat, denn sie jammerte vor Hunger - nur Appetit hat sie halt keinen.

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Freitag, 18.2.2005

Fabienne baut ab, der Appetit sinkt, die Übelkeit steigt. Auch ich fühl mich mies. C. hat mir erzählt, dass A. an einer Lungenentzündung gestorben ist. Sie hatte ein Neuroblastom, wie Fabienne auch. Nur war älter und fiel damit in eine andere Therapie. Ich fand sie und ihre Eltern sehr sympathisch.

Und weil das noch nicht reicht, starb in der vergangenen Nacht im Nachbarzimmer ebenfalls ein Kind, ich hörte die Mutter laut klagen und weinen. Den Rest der Nacht fand ich keinen Schlaf.

Der Szintibefund ist da und besagt, dass es keine Veränderung zum Erstbefund gibt. Ich frage den Oberarzt, was ich davon halten soll und was es bedeutet. Er weiß es nicht. Man will die Befunde nach dem jetzt laufenden Block abwarten. Findet sich dann bei der Szinti immer noch etwas und das MRT ist weiter befundlos, dann muß darüber diskutiert werden im Ärztekreis. Die Stellen im Kopf sind nicht mal eben so punktierbar, erklärt er mir. Ich habe Angst!

Samstag, 19.2.2005

Halbzeit beim Block. Bald ist er geschafft. Fabiennes Tief ist da. Der bislang geliebte Spinat löst nun Würgreiz aus, auch Schokolade geht nicht mehr. Überrascht bin ich, dass sie Möhreneintopf vom Mittag ißt, die paar Löffel bleiben auch drin. Ansonsten ist sie launisch, müde und zeitweise sehr anstrengend.

Heute ist Systemwechsel, danach dauert es nicht mehr lange bis zum angekündigten Besuch unseres Nachbarn. Er überrascht mich sehr, denn er bringt Ariane mit und mir schießen die Freudentränen in die Augen. Erst gestern war ich so traurig, weil Arianes erste Worte am Telefon "Mama, kommt ihr nach Hause?" waren. Fabienne blüht binnen weniger Minuten auf, tobt und spielt und kuschelt. Ißt sogar einen Keks.

Mittwoch, 16.2.2005

Der letzte stationäre Chemoblock ist da. Acht Tage Dauerinfusion, ein letztes Mal rund um die Uhr am Tropf.

Nach einigem Hin- und Herschieben landen wir bei C. im Zimmer, mit dessen Papa ich mich gut verstehe. Er ist irgendwie lustig und ehrlich und seine Art steckt an. Fabienne schimpft erwartungsgemäß, als sie den Tropf sieht. Doch sie beruhigt sich auch wieder schnell, lässt sich mit ihrem neuen Dreirad die Station auf und ab fahren. Sie freut sich übers Blutdruck messen, auch weil sie das Gerät danach allein ausschalten darf. Alles in allem fängt der Block ruhig und eher normal an. Noch lässt sich Fabienne die Laune nicht verderben.