Dienstag, 7.6.2005

Vorletzter Tag. Morgen ist es vorbei. Ist es? Je näher das "morgen" rückt, desto weniger können mich das Malern und die Zimmerplanung ablenken. Immer öfter kreisen meine Gedanken um die Zukunft. Was wird werden? Hat Fabienne es geschafft oder schlummern die bösartigen Zellen weiter in ihrem Körper? Wie ein Schwamm sauge ich Fabiennes Lachen in mich ein, den Glanz ihrer wunderbar großen blauen Augen. Ihr unbeschwerter Umgang mit dem "morgen", das für sie uninteressant ist, weil sie im Hier und Jetzt lebt ... es kann mich nicht trösten, es kann mir meine Angst nicht mindern.

Mittwoch, 1.6.2005

Internationaler Kindertag. Schon fast Ironie, dass Fabienne an diesem Tag ihren letzten Chemoblock beginnt. Sie hat nix verlernt diesmal, macht den Mund auf und schluckt schnell. Die Leichtigkeit, mit der sie die Medikamente nimmt, erstaunt mich immer wieder. Ich zieh den Hut vor ihr.

Ich beobachte Fabienne genau, ihre Temperatur schwankt mehr als sonst. Ob die große Hitze mit anschließend kalt windigem Wetter noch Folgen für uns haben wird? Ariane muß ich heute mit 39 Grad aus der Kita holen. Hoffentlich bleibt Fabienne vom Fieber verschont, damit der Block bis zum Ende ordnungsgemäß laufen kann.

Freitag, 3.6.2005

Brav machen wir das Blutbild bei der Kinderärztin. Ich hab das Heparin zu Hause vergessen ... Ingo liefert es nach. Die Arbeitsschritte fallen der Schwester heute leichter. Ich arbeite mit den sterilen Handschuhen, mit denen sie nicht klarkommt. Diesmal klappt auch das mit dem Zufaxen der Ergebnisse. Ich hatte beim letzten Mal eine momentan nicht funktionierende Nummer dagelassen.

Die Nebenwirkungen der Chemo machen sich bereits bemerkbar: Fabienne ist launisch, schläft lange, klammert und verändert mal wieder ihre Essgewohnheiten. Spinat ist seit Tagen ohnehin wieder Lieblingsspeise. Dazu kommen jetzt Pringles und heute Abend aß sie sogar - zu unser aller Überraschung - Broiler. Dass sie ißt, beruhigt mich etwas. Immerhin läßt die Kraft nach, sie fällt wieder viel hin und weint schneller als sonst.

Dienstag, 31.5.2005

Endrunde? Der heutige Besuch der Tagesklinik füllt mein Kühlschrankfach wieder mit Zytostatika. Fabiennes Blutwerte sind therapietauglich. Und so geht es morgen mit dem 4. ambulanten Block los, es ist laut Therapieplan der letzte. Diesmal sollen wir zwischendurch ein Blutbild machen lassen. Mal wieder was neues, aber wenns das nicht gäbe, könnt man sich ja an eine Routine gewöhnen. *ironieoff*

ch hab Bauchweh beim Gedanken an den letzten Block. Ich hab Angst vor den kommenden Untersuchungen, Angst vor den damit verbundenen Ergebnissen. Was, wenn noch Zellen da sind? Wenn der Tumor weiter lebt und nur auf seine Chance wartet? Angst begleitet mich. Sie ist da beim aufstehen, bleibt zum Essen und geht wieder mit mir zu Bett. Ich versuche sie nach außen zu drängen, indem ich mich tief in Renovierungsarbeiten vergrabe. Noch gelingt es mir relativ gut.