Therapieende

Die Monate vergehen, der Alltag hat Oberhand gewonnen. Die Zwischenkontrollen sind unauffällig. Nach wie vor weint Fabienne bitterlich bei den Blutabnahmen. Aber nach wie vor ist sie auch ein fröhliches Kind, genießt den Kindergarten und kämpft tapfer gegen die Nebenwirkungen der Medikamente. Sie hat Nachtangst, Albträume und Verlustängste. Zufällig entdecke ich, dass Belladonna die schlechten Träume abschwächt. Eigentlich wollte ich Fabienne Chamomilla geben wegen der neu durchbrechenden Zähne, aber es zog mich zum Belladonna und siehe da, es wirkt - wenn auch nicht gegen das Zahnweh. So bekommen wir die letzten 3 Blöcke über die Runden.

Dann ein neuer Meilenstein: keine Medikamente mehr. Es fühlt sich komisch an. Es macht Angst. Wieder ein Schritt weg von dem schützenden Gefühl, wieder ein Schritt mehr Richtung Freiheit.

Wir werden ab sofort alle drei Monate in der Klinik kontrolliert: Blutbild, Urin, Sono, das übliche Untersuchen und Fragen.

Mittwoch, 22.3. 2006

Viel Zeit ist ins Land gegangen. Inzwischen ist Fabienne ohne Katheder unterwegs. Das Risiko, dass im Kindergarten unbedarft und aus Versehen ein Kind daran zieht, selbst wenn er eng unterm Body liegt, war uns zu groß. Venöse Blutabnahmen machen wir jetzt mit Emlapflaster /- salbe.

Fabienne die Nase gestrichen voll. Alleine der Hinweis, dass wir heute in die Klinik fahren, treibt ihr Tränen in die Augen und löst einen Trotzanfall aus. Sie will auf dem Töpfchen sitzenbleiben, will die Hose nicht anziehen und das Emla nicht auf der Hand haben. Sie wehrt sich, brüllt und ist sichtbar unglücklich, fast schon verzweifelt.


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Dienstag, 6.12.2005

In der Radiologie bekommt Fabienne das übliche Kontrastmittel. Ingo begleitet uns heute und wird auch morgen dabei sein. Sie schläft im Buggy, wir parken ihn in dem inzwischen leeren Spielzimmer. Ingo kontrolliert Klausuren, ich versuche für die meinige zu lernen.

Dann müssen wir zur Aufnahme. Mich erwartet eine Überraschung - heute bestehen die Herren auf einer anderen Maschine. Eine, die gleich zwei Aufnahmen macht, die von vorn und hinten. Fabienne muss jeweils einen Stück ihres Körpers stillhalten - erst den Kopf, dann den Oberkörper und dann die Beine. Dank Gummibärchenvorrat klappt das gut. Es gibt keine Aussage zur Aufnahme, dafür muß die Zweitaufnahme abgewartet werden.

Mittwoch, 7.12.2005

Heute läuft es nicht gut. Um zehn Uhr sollten wir in der Klinik sein, um elf ist Fabienne aber erst dran. Ein wenig zappeliger als gestern gibt sie sich, aber auch heute zeigen die Gummibären ihre Wirkung. Dann müssen wir warten: auf die Entscheidung, ob eine SPECT Aufnahme gemacht wird. Die Zeit vergeht ... Fabienne macht das Malen keinen Spaß mehr, sie wird müde und hat Hunger. Dann kommt ein Assistent, beordert uns in einen Raum und zeigt sich skeptisch, ob das wache Kind dann auch still genug liegt. Ich verstehe nicht, worauf er hinaus will. Schnell stellt er klar, dass jetzt die SPECT-Aufnahme folgt, wir sollten eigentlich von der Ärztin informiert sein. Eigentlich ... Nun bleibt uns nix anderes, als es zu versuchen. Es ist schwer für Fabienne, doch irgendwann schläft sie von ganz allein ein. Wir lassen sie schlafen, aber dann müssen wir raus aus dem Raum. Ich versuche sie leise hinauszutragen - im Flur brüllt ein anderes Kind und schon ist sie wieder wach.


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Montag, 5.12.2005

Morgen ist Szinti. Seit heute bekommt Fabienne die furchtbar schmeckenden Irenat-Tropfen. Doch sie erstaunt mich. Ohne zu Murren schluckt sie mit vor Ekel verzogenem Gesicht die Tropfen, das Tütchen Gummibären hätte mich nicht locken können, bei der kleinen Kämpferin ist es wohl Anreiz genug. Ich habe Angst vor der Szinti. Vor dem Legen des Zuganges, vor dem Festhalten des Kindes und am meisten vor den Bildern. Was werden sie zeigen?