Sonntag, 31. Oktober 2004

Fieberfrei, nur noch erhöhte Temperatur. Auch festes Essen bleibt wieder drin, dass ich ganz vorsichtig und mit viel Bedacht füttere. Fabienne ist bester Laune, will Bobbycar fahren und im Spielzimmer Kisten ausräumen. Balsam für meine Seele! Der Spaziergang zu dritt und die Gespräche mit Ingo tun ihr übriges, um meine eher schlechte Laune aufzubessern.

Samstag, 30. Oktober 2004

Fabienne fiebert weiter. Bei 39 Grad bekommt sie ein fiebersenkendes Mittel über den Zugang und Antibiotikum. Der ständig piepende Tropf geht uns beiden auf die Nerven. Die entsprechenden Medikamente laufen nicht so lange. Kaum eingeschlafen, weckt uns das piepende Gerät wieder auf. Fühlen uns beide wie gerädert.

Wir versuchen beim Spaziergang Kraft zu tanken - für alles was kommt. Ariane scheint beim Besuch heute besser drauf zu sein, hat ausgesprochen gute Laune. Das baut mich auf. Morgen soll sie zur Oma, damit Ingo und ich endlich mal unter uns über alles reden können.

Donnerstag, 28. Oktober 2004

Die Nebenwirkung Nummer 1 schlägt zu: Übelkeit und Erbrechen. Mitten in der Nacht geht es los. Die Heftigkeit, mit der sich Fabienne übergibt, erschreckt mich. Der Nachtdienst ist schnell, wechselt ohne große Worte die Bettwäsche und gibt Zofran gegen die Übelkeit. Zu dem Zeitpunkt ist nichts vom Abendessen mehr im Kind. Nur noch Muttermilch bleibt drin.

Wir dürfen an die frische Luft. Der Spaziergang tut uns beiden gut. Fabienne schläft entspannt wie seit Tagen nicht mehr und ich habe die Chance zum Durchatmen. Am liebsten würde ich weglaufen, aber das löst unser Problem nicht. Und es wäre Fabiennes Todesurteil. Also sauge ich die frische Luft in mich ein, versuche etwas Sonnenschein in mein Herz zu lassen und kehre dann schweren Herzens auf die Station zurück.

Freitag, 29. Oktober 2004

Nächster Tiefschlag: Fabienne beginnt zu fiebern. 38,5 gilt als meldepflichtige Grenze, auch wenn wir zu Hause sind. Und ich hatte so gehofft, dass wir nach Hause können. Es ist so viel zu klären. Doch der Fieberschub macht die Hoffnung zunichte und katapultiert mich in ein Tief, dass mir die Tränen in die Augen und die Verzweiflung ins Herz treibt. Plötzlich bekomme ich Panik. Die Angst, das geliebte Kind zu verlieren, kehrt ruckartig wieder.

Mittwoch, 27. Oktober 2004

Die geplanten Schichtaufnahmen bei der Szinti laufen fast glatt. Fabienne wacht nur beide Male ein kleines bißchen zu früh auf. Für ein Ergebnis reichen aber die bis dahin ermittelten Daten. Allerdings kann die endgültige Auswertung dauern. Das Wichtigste an Informationen bekommen wir aber direkt vor Ort: Es gibt außer dem Tumor an der Nebenniere und der Metastase im Kopf keine weiteren mit Tumorzellen befallenen Körperteile.

Ein ausführliches Gespräch mit dem Oberarzt steht auf dem Programm: Verhalten mit einem krebskranken Kind zu Hause. Was ist zu beachten? Dass wir Rambo behalten dürfen (sogar sollen), das beruhigt mich ein wenig. Jetzt noch ein geliebtes Tier verlieren zu müssen, würde meine Kräfte wohl übersteigen. Aus psychologischer Sicht ist ein Weggeben aber für alle Familienmitglieder nicht gut, allen voran die Kinder, die mit dem Tier aufgewachsen sind.