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Entenstall

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Es fing damit an, dass mich die Nacktschnecken nervten, die monatelang jeden Morgen über meine Terrasse krochen und in jedem Winkel meines Gartens auftauchten. Es entwickelte sich weiter mit Thomas Krügers "Erwin, Mord & Ente" und der Schwärmerei einer herzensguten Freundin über Laufenten. Letztlich ebnete ein väterlicher Freund den Weg zu unseren neuen Mitbewohnern. Der Bauer, bei dem er jedes Jahr seine und auch unsere Weihnachtsente holt, hatte ein Gelege Laufenten und gab davon welche ab. Eine Schnapsidee nahm ihnen Lauf. Binnen einer Woche stand die Entenhütte im Rohbau, eine weitere Woche später war unser Laufentenpaar eingezogen. Ohne Erwin, ohne Mord, aber mit den hübschen Namen Lothar und Lisbeth.

 

Tagsüber tummeln sie sich im großen hinteren Garten zwischen den Obstbäumen, der Stall steht wunderbar naturbeschattet von den Tannen des Nachbar. Der Haus- und Hofklempner spendierte eine ausrangierte Duschwanne für die kleine Entenwäsche. Eine alte Zinkwanne sorgt für Bade- und Tauchspaß. Nachts sperren wir sie aus Sicherheitsgründen ein. Das Trainieren auf Händeklatschen als Signal für "ab in den Stall" klappt überraschend gut. Wobei es immer wieder Tage gibt, wo sie sich zickig haben und erst eine Runde durch den ganzen Garten drehen.

Als die Aufstallungspflicht uns relativ kalt erwischt, wurde in einer Hauruckaktion der alte überdachte Sandkasten mittels Maschendraht verschlossen, mit einer Tür versehen und damit gezwungenermaßen zum Winterquartier.


Im ersten Frühjahr das Lisbeth erlebte, fing sie an zu legen. Erst unregelmäßig, aller Aufstallungspflicht und der damit fehlenden Auslaufmöglichkeit zum Trotz, dann täglich. Wir verbacken die Eier und machen lecker Rührei daraus. Und nach langem Abwägen und Abklären der Möglichkeiten ließen wir zu, dass sie brütet. 18 Eier legte sie, bevor sie beschloss sich zu setzen. Eine der ersten Brütpausen nutzte ich, um davon 10 zu stibitzen. Wir bauten einen zweiten Stall als Sommerdomizil für den Nachwuchs. Eines schönen Morgens piepsten mich dann acht kleine Flauschebällchen an. Weil Lothar um sich biss, mussten wir ihn von der Entenfamilie trennen. Lisbeth lief zeitweise mit dem Erpel im großen Garten, zeitweise blieb sie bei den Küken im kleinen Gehege, das wir aufgebaut hatten. Wir ließen uns davon leiten, was sie gerade einforderte - aber sollte sie noch mal brüten, dann nur mit zweiter Ente im Garten für den Erpel. Ein Küken verloren wir, die anderen wuchsen heran und nach geraumer Zeit konnten wir alle gemeinsam im Garten laufen lassen. Sieben Erpel und zwei Enten räumen ziemlich gut auf.

Zum Herbst waren die Küken ausgezogen. Vogelgrippe war keine in Sicht. Wir freuten uns auf einen entspannten Winter. Bis das Raubtier kam ... Wir vermuten den Fuchs, der sich inzwischen hier im Ort rumtreibt und wegen dem ich die letzten Tage schon extra früh Enten und Kaninchen wegsperrte. Jetzt kam er unerwartet. Zu unmöglicher Zeit. Und natürlich vor dem Einsperren. Lothar muss sich gewehrt haben. Verloren hat er dennoch, wir fanden nur seinen Flügel. Ich glaube, er hat Lisbeth geschützt. Sie fand sich im Garten an mit völlig eingezogenem Kopf, apathisch, stumm. Für sie galt nun Stallpflicht, für die Kaninchen auch. Lisbeth sagte nach dem Vorfall tagelang keinen Piep, schaute mich nur an, trank und frass wenig. Sie trauerte ... wie wir auch. Aber mit dem Wissen, dass sie nicht allein bleiben kann, musste ich eine Entscheidung treffen. Lisbeth weggeben? Oder neue Enten finden. Der Zufall war mein Freund. Ich sah die Anzeige, recherchierte die Fahrzeit und fragte an.

Erwin und Paula wohnen nun bei uns. Überraschenderweise nicht so gesprächig, wie ich das von unseren Laufis gewöhnt bin. Nun bleiben sie übergangsweise in dem alten Vogelgrippe-Winterdomizil, damit der Fuchs nicht rankommt. Großer Gartenauslauf geht nur tagsüber mit Menschen daheim und ggf. Hunden im Garten, die Alarm schlagen. 


April 2018: Schnattischnatt - von uns Schnatti gerufen - zieht ein, nachdem beim Altbesitzer der Fuchs den Erpel geholt hat. Sie hat anfangs einen schweren Stand. Zudem entpuppt sie sich als flugfähiger als die anderen und testet als erste unserer Enten den Teich beim Nachbarn. Auch nach einer Woche bei uns ist noch keine Ruhe in die Gruppe eingekehrt. Die kommt erst, als Lisbeth beschließt zu brüten. Im Anbetracht der von ihr als Konkurrenz betrachteten anderen Enten ist sie dieses Mal ein wahrer Drache beim Bewachen ihres Geleges.

Mai 2018: Pünktlich Pfingstsonntag schlüpft das erste Küken. Drei sind es am Abend. Montags können die Kinder zuschauen, wie weitere Küken schlüpfen. Auch ich komme in den Genuss dieses kleinen Naturwunders. Derzeit wuseln 14 Küken um Lisbeth und werden von ihr unter ihre Fittiche genommen.

 

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